Kranich

Steckbrief:

 

Es ist ein wirklich beindruckender und relativ großer Vogel mit einer sehr markanten, trompetenartigen Stimme: der Kranich. Seine Gefiederfarbe ist eher grau, die Beine und der Hals sind lang und im Flug ausgestreckt.

 

Nun, Büttelborn ist leider nicht für alle Tierarten attraktiv genug, um hier länger zu verweilen und Nachwuchs zu bekommen, aber in manchen Jahren gibt es doch ein ganz besonderes Naturschauspiel: der Zug der Kraniche hoch am Himmel über unserer Gemeinde. Leider können Sie diese Vögel hier höchstens zwei Mal im Jahr beobachten, nämlich bei ihrem Zug im späten Herbst in südwestlicher Richtung nach Spanien oder Portugal und im zeitigen Frühjahr wieder in nordöstlicher  Richtung nach Skandinavien, ins Baltikum oder nach Nordostdeutschland. Das ist jedoch auch immer ein bisschen vom Glück abhängig, denn das Hessische Ried liegt etwas südlich ihrer normalen Zugrouten, die in etwa eine Linie Magdeburg - Trier bzw. Ruhrgebiet - Lüttich bilden.

 

Die Kraniche, die im Herbst in Südhessen vorbeikommen, stammen zumeist von dem international bedeutsamen Schlaf- und Sammelplatz Linum in Brandenburg. Die Kraniche halten sich hier vor ihrem Abflug vielfach über mehrere Wochen auf. Der Impuls für den Wegzug Richtung Südwesten sind meist Ostwetterlagen. Die großen Vögel nutzen den Rückenwind, um sich möglichst energiesparend auf die Reise in ihre Winterquartiere zu begeben. Auch nachts kann man manchmal ihre eindringlichen „Gruu-Gru“-Rufe am Himmel hören – dadurch halten sie Kontakt zueinander. Die Kraniche ziehen häufig in großen Verbänden von bis zu mehreren hundert Tieren und reihen sich meist in einer sehr markanten V-Form auf, um Kräfte zu sparen.

 

In den letzten Jahren ist es immer mal wieder vorgekommen, dass Kraniche in kleineren und größeren Trupps im NABU Schutzgebiet „Bruchwiesen bei Büttelborn“ und in anderen Feuchtgebieten des Hessischen Rieds eine Rast eingelegt haben. 2003 wurden sogar ca. 5000 Kraniche in den Altneckarschlingen bei Büttelborn beobachtet. 

 

Kranichrast rund um Büttelborn

Fotos: NABU Büttelborn (W/R Bopp)

Das Überwinterungsbiet Spanien bietet mit seinen extensiv genutzten Steineichenwäldern in der Extremadura ideale Voraussetzungen für Kraniche. Sie treten hier gewissermaßen in Nahrungs-Konkurrenz zu den Ibérico-Schweinen, die ebenfalls auf die Früchte der Steineichen angewiesen sind.

 

Vor nicht allzu langer Zeit, war es um die schönen Tiere bei uns sehr schlecht bestellt. In den 1960er Jahren gab es lediglich noch ein paar hundert Brutpaare und der Kranich war kurz vor dem Aussterben. Dank intensiver Schutzmaßnahmen gibt es aktuell in Europa wieder rund 100.000 Brutpaare, davon etwa 10% in Deutschland. Ein Schwerpunkt des Brutgebietes in Deutschland ist Mecklenburg-Vorpommern mit seinen weitläufigen und z.T. unberührten Feuchtwäldern und Sümpfen.

 

Die Brutzeit der Kraniche beginnt schon recht früh im Jahr (etwa April) inmitten unzugänglicher, feuchter oder gar nasser Wälder oder Hochmoore und dauert etwa einen Monat. Kurz nach dem Schlüpfen aus dem Bodennest sind die kleinen Kraniche schon unterwegs – sie sind Nestflüchter. Die kleinen Familienverbände bleiben vielfach bis in den Herbst zusammen. Die Eltern weisen eine sehr starke Partnerbindung auf, bleiben also meist ein Leben lang zusammen.

 

Wie können Sie helfen?

 

Für den Kranichzug ist es sehr wichtig, dass geeignete Rastgebiete zur Verfügung stehen. Es handelt sich dabei zumeist um Feuchtgebiete, wo die Kraniche im flachen Wasser stehend, „fuchssicher“, übernachten können. Es ist extrem wichtig, dass die Tiere nicht gestört werden. Kraniche sind sehr scheu und halten meist Fluchtdistanzen von mehreren hundert Metern ein. Insbesondere auf freilaufende Hunde reagieren die Vögel sehr sensibel. Auffliegen kostet wertvolle Energiereserven,  die dann für den langen Zug nach Südwesten bzw. Nordosten fehlen würden.

 

Der NABU bittet daher alle Bürger, sich gegenüber diesen wunderbaren Vögel ganz besonders rücksichtsvoll zu verhalten, damit vielleicht zukünftig noch öfter Kraniche bei ihrer Reise in der Nähe Büttelborns eine kurze Rast einlegen.

 

Unterstützen Sie den Erhalt dieser Landschaftsformen (naturnahe Flussniederungen, extensiv genutzte Feuchtwiesen, staunasse Bruchwälder oder unerschlossene Niedermoore). Eine fortschreitende Entwässerung und Denaturierung von Mooren bedroht zudem die Brutgebiete der Kraniche. Setzen Sie sich also bitte für deren Schutz ein. (ck 03.2019) 

Möchten Sie einmal kurz zuhören?

Copyright: Timo Tschentscher (www.xeno-canto.org)


Fotos: NABU Pressefotos