Exkursion zu den Wallerstädter Kiebitzen

Nachdem im letzten Jahr nur die Jugendgruppe zu den Kiebitzen gefahren ist, nahmen am 1. Mai 2023 auch viele Aktive der NABU-Gruppe Büttelborn an dieser beeindruckenden Exkursion teil.

 

Barbara und Johannes Kilian vom Natur- und Vogelschutzverein Wallerstädten empfingen uns, wie im letzten Jahr, wieder herzlich und stellten die besonderen Gegebenheiten der alten Rheinschlingen für die bodenbrütenden Kiebitze vor. Während im Hintergrund immer wieder ein paar Kiebitze ihr luftakrobatisches Können zeigten, erklärte Johannes Kilian, dass die Kiebitze Ende Februar aus ihren Winterquartieren in Frankreich im hessischen Ried eintreffen und gerne ihre Nester als Bodenmulden an den fast gleichen Stellen des Vorjahres anlegen. Vier Eier, die eine besondere Form haben, um nicht wegzurollen, werden gelegt und bebrütet. Über Pieps- und Klopfgeräusche kommunizieren die Küken miteinander, um gleichzeitig nach ca. 26 Tagen zu schlüpfen. Die Küken sind als Nestflüchter sofort in der Lage eigenständig Nahrung aufzunehmen.

 

Die Nahrung besteht aus Insekten, deren Larven und Würmern. Kiebitze brüten besonders gerne an und in Feuchtwiesen oder Äckern mit niedriger Vegetation, um genügend Nahrung zu finden. 

Ob mit oder ohne Fernglas, wunderbare Vögel sind zu sehen (Foto: NABU Büttelborn [hä]
Ob mit oder ohne Fernglas, wunderbare Vögel sind zu sehen (Foto: NABU Büttelborn [hä]

An dieser Stelle setzt die Arbeit der Naturschützer an. Im Februar werden jedes Jahr die Äcker frisch umgebrochen, da die Kiebitze zur Anlage ihrer Nester dunkle Bodenflächen bevorzugen. Geduckt am Boden sind sie dann perfekt getarnt und auch für Feinde nur schwer zu erkennen.

 

Um die Nester vor Bodenfeinden wie Füchsen oder Wildschweinen wirksam zu schützen, werden die umgebrochenen Äcker im Februar mit Elektrozäunen gesichert. Eine solargetriebene Wasserpumpe sorgt einige Stunden am Tag dafür, dass innerhalb des Zaunes immer feuchte Flächen zur Nahrungssuche vorhanden sind.

 

Legen Kiebitze außerhalb der eingezäunten Flächen ihre Nester an, kommuniziert Johannes als Kreisbeauftragter für Vogelschutz der Staatlichen Vogelschutzwarte, der die Schutzmaßnahmen im Kreis für die Kiebitze koordiniert, mit den entsprechenden Stellen und sorgt dafür, dass die von den Kiebitzen ausgewählten Äcker entweder erst später von den Landwirten bewirtschaftet werden oder die Nester bei der Bestellung umfahren werden.

 

Wallerstädten ist ein Vorzeigebeispiel für eine gute Kommunikation für die Zusammenarbeit von Naturschützern mit Landwirten.


Foto: NABU Büttelborn [hä]
Foto: NABU Büttelborn [hä]

Über hochauflösende Fernrohre konnten die etwa einwöchigen Küken der Kiebitze sehr eindrucksvoll beobachtet werden. Trotz dieser wunderbaren Hilfsmittel war wieder einmal erkennbar, dass die Kiebitze Meister der Tarnung sind. Einfach am Boden geduckt, sind sie nicht mehr zu sehen, da sich das Gefieder fast nicht vom Boden unterscheiden lässt.


Da gibt es einiges zu sehen... (Foto: NABU Büttelborn [hä])
Da gibt es einiges zu sehen... (Foto: NABU Büttelborn [hä])

Auch weitere Vögel wie Rohrweihen, Turmfalke, Schwarzkehlchen, Bekassine, Fasane und Schafstelzen wollten durch die Fernrohre oder die vielen mitgebrachten Ferngläser bewundert werden.

 

Beim Flug eines Turmfalken über die brütenden Kiebitze wurde sehr deutlich, wie effektiv das gemeinsame Brüten an einem Standort ist. Die Männchen erhoben sich fast zeitgleich in die Luft und attackierten den Falken, bis er das Gebiet verlassen hatte. Die Weibchen blieben auf ihren Nestern am Boden oder huderten die Küken unter ihrem Gefieder.

 

Die gefährlichsten Jagdfeinde aus der Luft sind Rohrweihen und Rabenkrähen. Die Rohrweihe überfliegt ihr Jagdgebiet sehr bodennah und überrascht dadurch die Kiebitze auf ihrem Nest und die Rabenkrähen sind sehr geschickt, indem sie in der Gruppe versuchen, Kiebitze abzulenken und Eier oder kleine Jungvögel zu erbeuten.

 

Insgesamt kann festgehalten werden, dass die Kiebitze in den eingezäunten Bereichen sehr erfolgreich brüten.

Bei schönstem Wetter, mit beeindruckenden Bildern und großer Motivation sich weiter im Naturschutz zu engagieren, ging es mit dem Rad wieder zurück.

 

Ein herzliches Dankeschön an Barbara und Johannes Kilian sowie das Team der Vogelschützer in Wallerstädten für die herzliche Betreuung und die wertvolle Naturschutzarbeit vor Ort! [ch 05/23]

 

Impressionen

(Fotos NABU Büttelborn [ch] und [hä])