Als NABU-Vorsitzender Matthias Werner an Christi Himmelfahrt früh morgens die Teilnehmer der traditionell seit über 50 Jahren am Vatertag stattfindenden Vogelstimmenwanderung der NABU-Gruppe begrüßte, waren viele bekannte, aber auch einige neue Gesichter unter den Frühwanderern.
Mindestens 80 Mitbürger hatten also den Aufruf auf unserer homepage, oder die Einladung in der örtlichen Presse gesehen und sind - trotz der frühen Stunde - am vereinbarten Treffpunkt erschienen.
Angesichts der Gruppengröße entschloss man sich schnell die Gruppe zu teilen. Unser Kreisvorsitzender Bernd Petri bot eine etwas längere Runde an; Matthias versprach einen etwas gemütlicheren Spaziergang durch die Bruchwiesen, um jeweils nach rund zweieinhalb bis drei Stunden den Endpunkt in der Willy-Brandt-Straße zu erreichen. Matthias wurde bei seinen Ausführungen von Hans Schaffner aus Wolfskehlen unterstützt. Frank Gröhl aus Goddelau assistierte bei Bernd, um den Teilnehmern möglichst viele der zu beobachtenden Vögel vorzustellen.
Zu Beginn der Führung erläuterten die Experten den Teilnehmern, dass es nahezu ausnahmslos Männchen seien, die mit ihren Gesängen versuchten, Weibchen für sich zu gewinnen. Etwas verdutzt zeigten sich die Teilnehmer, dass alle Lautäußerungen, die im Dienste der Fortpflanzung stehen, laut Definition als Gesang zu verstehen seien. Und somit auch das Rucksen der Ringeltaube oder das Lachen des Grünspechts nach der biologischen Definition eben „Gesang“ seien.
Am Sportplatz wurden die Frühwanderer vom Tschilpen der Haussperlinge begrüßt, bevor im direkten Sportplatzumfeld Mönchsgrasmücken und Nachtigallen mit ihren voll tönenden Gesängen bzw.
großartigen Nachtigallenschlägen die Exkursionsteilnehmer erfreuten.
Der Grauschnäpper ließ im Gegensatz hierzu als Gesang nur ein kurzes „sipp“ ertönen. In der Nähe der Moorlöcher erkannten die Teilnehmer dann, dass es manchmal gar nicht so einfach ist, aus einemvielstimmigen Vogelkonzert die einzelnen Arten herauszuhören. Hier sangen nebeneinander Mönch- und Gartengrasmücke, Nachtigall, Rotkehlchen und Zaunkönig. Matthias und Bernd taten hier ihr Bestes, um die einzelnen Arten mit ihren Stimmen „herauszupicken“. Außerdem erfuhren Groß und Klein viel Wissenswertes zu Aussehen und Biologie der Arten. So zum Beispiel, dass es der kleine Zaunkönig-Mann wirklich nicht leicht hat, denn es kommt regelmäßig vor, dass er bis zu zehn Nester bauen muss, bis die Auserwählte eines für geeignet heißt.
Am Moorloch selbst konnten die Frühwanderer dann Graureiher mit Jungen am Nest sowie Nil- und Kanadagänse beobachten. Außerdem ertönten die Balztriller der Zwergtaucher, deren Schwirren sich wie ein Vogel anhört, aber in Wahrheit ein perfekt synchronisiertes Duett der beiden Brutpartner sind. Auf der Tour längs des Landgrabes waren dann noch Buchfink „En Mehlworm ist mir lieber als efrii-eh Beer“, wie es Matthias lautmalerisch unterlegte - und die Dorngrasmücke „Heh, heh Sie da - geh'n se mal weg da“ zu hören.
An der Weißstorch-Kolonie im Bereich der sog. „Backsteinhütte“ erläuterte Weißstorch-Experte Hans Schaffner die Bedeutung des Kreis Groß-Gerau und des EU-Vogelschutzgebiets „Hessische Altneckarschlingen“ für den Weißstorch. Im südlichen Teil der Bruchwiesen wurden die Teilnehmer dann noch umfassend über das NABU-Projekt zum Ankauf von wertvollen Feucht- und Nasswiesen und zur Revitalisierung des Niedermoors informiert. Hier hat der NABU mittlerweile rd. 14 ha Wiesenflächen zum Schutz vieler sehr schutzwürdiger Vogelarten, insbesondere seltener Rallen, erworben.
Hier freut sich der NABU über Spenden, um den Kauf weiterer Flächen zu ermöglichen. Als krönenden Abschluss einer abwechslungsreichen und vielstimmigen Tour kehrten die Wanderer schließlich in der Willy-Brandt-Straße ein, wo der NABU Büttelborn dank Anja und ihrem Helfer-Team ein vielfältiges Frühstück mit Hausmacher-Worscht, Kaffee und vielen selbstgebackenen Kuchen vorbereitet hatte.
Sehen Sie dazu auch den Bericht in der Presse
[mw 06.19]