Schon Goethe wusste: „In der Natur ist ein ewiges Auf und Ab von Nützlingen und Schädlingen. Lasst sie nur alle, dann frisst das eine das anders auf“.
Dem ist auch aus heutiger Sicht nichts hinzuzufügen. Die Natur hat es seit jeher so geregelt, dass sich ein Gleichgewicht zwischen (vermeintlichen) „Schädlingen“ und „Nützlingen“ einstellt. Greift der Mensch jedoch ein – denken wir hier an den flächendeckenden Einsatz von Insektiziden oder Pestiziden – gerät das wohlaustarierte Gefüge leicht in Schieflage.
Blattläuse als "Schädlinge" und der bekannte Marienkäfer als "Nützling" - sie sind aufeinander angewiesen. (Fotos: naturgucker.de)
Vorausschauende Gärtner wissen jedoch, dass es tausende von Nützlingen gibt, die – unbemerkt und völlig kostenlos – für den Gärtner tätig sind. Man muss sie lediglich machen lassen, anstatt sie – quasi als Kollateralschaden – mit Chemie gegen „Schädlinge“ einzunebeln. Da ist es deutlich schlauer, diese Tierchen zu fördern und ihnen einen geeigneten Lebensraum zu bieten (siehe Kleinstrukturen). Dazu gehört jedoch auch ein gewisses Maß an Toleranz gegenüber der lebensnotwendigen Futterquelle (den „Schädlingen“).
Wenn Sie diese Geduld aufbringen, werden Sie schnell beobachten können, wie sich die kleinen, manchmal sogar winzigen Helfer auf den „gedeckten Tisch“ stürzen. Niemals jedoch rotten die natürlichen Feinde ihre Gegenspieler komplett aus – und wir sollten das auch nicht tun.
Nun brauchen Sie vielleicht nur noch ein bisschen Wissen, um besser einschätzen zu können, wer/was „gut“ oder vermeintlich „böse“ ist. Als eiserne Grundregel sollten Sie bitte immer beachten: Was man nicht kennt, solle man tunlichst unbehelligt lassen – es könnte leicht ein „Nützling“ sein.
Hand aufs Herz: hätten Sie gewusst, was das für merkwürdiges Tier ist? Eine schädliche Raupe? Gar ein Wurm? Oder vielleicht doch irgendein "Nützling"?
Es ist sogar ein extrem fleißiger "Nützling", wenngleich er sehr klein ist und meist völlig unbemerkt auf Jagd nach Blattläusen geht: es ist die Larve der Schwebfliege.
Sie können übrigens auch bestimmte Nützlinge im Fachhandel bestellen und ganz gezielt im Garten einsetzen. In der Regel jedoch bietet ein großer Strukturreichtum und die überwiegende Verwendung heimischer Pflanzen die beste Gewähr dafür, eine hohe Artenvielfalt und damit ein ausgewogenes ökologisches Gleichgewicht zu haben.
Im Folgenden stellen wir Ihnen daher ein paar der fleißigsten kleinen Helfer im Garten vor:
Fledermäuse: „Nachtschwärmer“ wie Obstbaumwickler oder Spanner haben es schwer bei ihnen
Igel: die kennt sicherlich fast jeder. Sehr nützlich um Schnecken, Engerlinge, Raupen und sogar Mäuse in Schach zu halten.
Maulwürfe: oft zu Unrecht als „Schädlinge“ diffamiert, in Wahrheit aber wichtige Helfer zur Bekämpfung von Maulwurfsgrillen, Engerlingen, Nacktschnecken oder Wühlmäusen. Ihre Hügel sind übrigens die perfekte Erde für Blumentöpfe - diese ist locker und „schädlingsfrei“.
Spitzmäuse: ihr gewaltiger Appetit auf Insekten macht sie zu unentbehrlichen Gartenhelfern. In jeder Nacht müssen sie so viel Nahrung zu sich nehmen, wie sie selbst wiegen. Bieten Sie bitte den kleinen Tierchen Schutz und Unterschlupf, denn Katzen sind ihre Todfeinde.
Vögel: wenn Sie zahlreiche Vögel bei sich im Garten zu Gast haben, müssen Sie sich um Schädlinge deutlich weniger Sorgen machen. Besonders bei der Aufzucht des Nachwuchses, fangen diese unermüdlichen Helfer Unmengen von Raupen, Maden, Larven und Blattläusen.
Blindschleichen: ein wahrer Glücksfall für Sie als Gärtner und alles andere als „gefährlich“. Sie sind übrigens auch gar keine Schlangen, sondern Echsen. Dezimieren erfolgreich Würmer, Insekten und Nacktschnecken.
Erdkröten: vielleicht nicht unbedingt ‚Schönheiten‘ im landläufigen Sinn, aber mit wunderschön goldfarbigen Augen und großem Appetit auf Nachtschnecken, Würmer und Asseln.
Florfliegen: elfenhafte, kleine Insekten - einfach wunderschön. Ihre Larven gehören zu den eifrigsten Blattlausjägern.
Marienkäfer: allseits bekannt und zu Recht beliebt. Besonders die Larven haben einen unglaublichen Appetit auf Blattläuse
Unten: die Larve des Marienkäfers auf der Pirsch
Ohrwürmer: klein, völlig harmlos und nützlich. Lieben Läuse. Tipp: Blumentöpfe mit Holzwolle ausstopfen und mit der Öffnung nach unten in Obstbäume hängen.
Schwebfliegen: kleine, völlig harmlose „Hubschrauber“, die als Insekt Blüten bestäuben, als Larve hingegen sehr erfolgreich auf Blattlausjagd gehen.
Schlupfwespen: meist mit hübscher „Wespentaille“ und einem langen Legestachel. Völlig harmlos für Menschen, aber ein erklärter Feind für verschiedene Läuse.
Regenwürmer: der wichtigste Helfer überhaupt –ein unersetzliches Glied im Ökosystem der Erde. Viele Regenwürmer in Ihrem Garten ist gleichbedeutend mit sehr gutem Gartenboden. Bieten Sie ihnen unbedingt einen reich gedeckten Tisch mit Falllaub und Pflanzenresten, die auf der Oberfläche liegen bleiben.
Spinnen: völlig zu Unrecht diffamiert. Spinnen sind sehr erfolgreiche Schädlingsbekämpfer und sollten gefördert werden.
Raubwanzen: keine Angst, sie haben schlichtweg nichts mit Bettwanzen gemein, sondern sind als Raubwanzen auf Spinnmilben, Blattläuse und kleinere Raupen fokussiert. [ck 03/20]