Unser Hinweisschild an Eingang der NABU Streuobstwiese
Kleiner Knigge für die NABU Streuobstwiese:
Bitte betreten Sie das Gelände bitte nicht, damit ist sichergestellt, dass Tiere nicht gestört werden.
Bitte füttern Sie "unsere Rhönschafe" nicht, falls diese sich im Herbst und Winter auf dem Gelände aufhalten. Es sind wichtige Helfer für uns - und sie werden von uns gut umsorgt.
Lassen Sie bitte Ihren Hund nicht von der Leine - auch nicht außerhalb des Geländes.
Brechen Sie bitte keine Zweige von den Bäumen und entnehmen Sie bitte auch kein Obst oder Pflanzen.
Herzlichen Dank für Ihre Rücksichtnahme und freuen Sie sich mit uns darüber, dass Büttelborn ein - wenn auch kleines - Rückzugsgebiet für Tiere & Pflanzen hat. Das wollen wir gemeinsam bewahren.
Die ortsnah gelegene NABU-Streuobstwiese wurde 2002 von der Gruppe Büttelborn angelegt. Es handelt sich um ein rund ein Hektar großes Grundstück, das der NABU pachten konnte. Zweck war es, seltene oder alte Obstsorten zu pflanzen, die man in der heutigen Zeit kaum noch irgendwo kaufen kann. Oder haben Sie schon mal was vom „Zuccamaglio“ oder der „Schafsnase“ gehört?
Das Ganze erschien aber auch deshalb wichtig, weil in der doch recht intensiv genutzten Feldflur rund um Büttelborn ein – wenn auch kleines – naturbelassenes Rückzugsgebiet für Tiere und Pflanzen geschaffen werden sollte. Ein schöner Nebeneffekt sind jedoch auch die Produkte, die daraus entstehen. In manchen Jahren - so zuletzt 2018 - gab es eine regelrechte „Obstschwemme“ mit köstlichen ungespritzten Früchten, die von der NABU Gruppe zu wunderbarem Apfelsaft gekeltert wurden.
Und da Obstbäume naturgemäß auch eine Bestäubung benötigen, gab es in der warmen Jahreszeit Unterstützung von zwei Bienenvölkern, die auf der Obstwiese reichlich Nahrung fanden und von ihren „wilden“ Schwestern, den Wildbienen, die in einem neu gestalteten „Insektenhotel“ eine Bleibe finden.
Seit dem Frühjahr 2021 hat der NABU Büttelborn nun auch "eigene" Honigbienen, die jedoch nicht nach Gesichtspunkten des Honigertrags betreut werden. Mehr zu diesem sehr interessanten Ansatz finden Sie in dem Interview mit unserer Imkerin.
Und das gesamte Jahr 2022 wird uns stark beschäftigen, da eine Erweiterung der bisherigen Streuobstwiese geplant ist und junge Bäume naturgemäß anfänglich sehr pflegeintensiv sind.
Da Obstbäume auch bei manchen, eher weniger geschätzten Geschöpfen wie Blattläusen oder Obstfliegen hoch im Kurs stehen, hat der NABU auch fast jeden der Bäume mit einer Nisthilfe für Vögel ausgestattet. All das zusammen hat sehr dabei geholfen, gesundes und „wurmfreies“ Ost ernten zu können.
Eine Obstwiese ist einem steten Wandel über die Jahreszeiten unterworfen, ein paar Impressionen finden Sie im Folgenden:
Jetzt ruht die Natur auf der Obstwiese. Viele Tiere nutzen noch das restliche Nahrungsangebot der verbliebenen Äpfel oder des Fallobstes unterhalb der Bäume. Trotzdem ist Ende des Winters bereits Einsatz von den NABU Aktiven gefragt. Um ein frühzeitiges Vergreisen der Bäume zu verhindern, wird jedes Jahr ein Erhaltungsschnitt durchgeführt.
Beim Obstbaumschnitt wird die Ortsgruppe vom stellvertretenden NABU-Kreisvorsitzenden Helmut Lunz unterstützt. Das anfallende Schnittgut wird grundsätzlich auf dem Areal belassen und dient vielen Tieren als willkommener Rückzugsort. Darüber hinaus werden auch jeden Februar alle Nistkästen geöffnet und Nistmaterial der letzten Saison entfernt, um den Vögeln einen möglichst gesunden Start in die neue Saison zu ermöglichen. Im Herbst/Winter 2018/19 gab es zum ersten Mal sogar Unterstützung von vierbeinigen Helfern. Sechs Rhönschafe hatten die Aufgabe, die Vegetation unterhalb der Obstbäume kurz zu halten. Eine Nachbeweidung führt häufig zu einer Steigerung der Artenvielfalt und erleichtert im Herbst auch die Obsternte.
Es wird bunter auf der Wiese. Die Brutsaison beginnt. Im Frühling 2018 hatten auf der Obstwiese fast nur Feldsperlinge gebrütet. Dies ist typisch und schon traditionell für diesen Standort inmitten intensiv genutzter Agrarlandschaft. Da es um die Bestände der Feldsperlinge bundesweit nicht gut bestellt ist, freut sich der NABU Büttelborn sehr darüber, dass die Streuobstwiese von dieser Art so gut angenommen wird um ihre Brut aufzuziehen.
Die vielen unterschiedlichen Obstbäume fangen an zu blühen und tun dies erfreulicherweise zu teils unterschiedlichen Zeitpunkten, sodass stets ein ausreichendes Nahrungsangebot für die Honigbienen oder Wildinsekten zur Verfügung steht. Geplant wird derzeit, ob sich der Standort auch für einen Wildblumenstreifen eignet, der fast das ganze Jahr hindurch Nahrung und Deckung für eine Vielzahl von Tieren bietet.
Hitze macht den Obstbäumen auf der Streuobstwiese meist nicht viel aus. So überstanden sie auch den sog. „Rekordsommer“ 2018 völlig ohne zusätzlich bewässert oder anderweitig gepflegt zu werden. Und es zeichnete sich schon ab, dass die Ernte trotz andauernder Trockenheit sehr hoch ausfallen würde.
Das Gras unterhalb der Bäume wird meist recht hoch und wird daher Mitte/Ende Juni von einem befreundeten Landwirt aus dem hessischen Ried gemäht und als Pferdefutter genutzt. Bis zu diesem Zeitpunkt haben Bodenbrüter in der Regel ihre Brut schon beendet, sodass es hierdurch nicht zu Störungen kommt. Der Sommer ist also eine eher „bequeme“ Zeit für die NABU Aktiven, und die Sitzgelegenheit auf der Wiese kann auch mal abends für ein geselliges Beisammensein genutzt werden. Der Wunsch nach einer Art Bauwagen als wetterfeste Rückzugsmöglichkeit konnte bislang noch nicht erfüllt werden, aber vielleicht ergibt sich in naher Zukunft doch noch eine Gelegenheit dazu. Mit Sicherheit würden sich die ehrenamtlichen Naturschützer über eine freundliche Spende eines Mitbürgers, der einen solchen Bauwagen „übrig“ hat, sehr freuen.
Jetzt gibt es den Lohn für die Mühen des Jahres. Obwohl die Erntemenge von Jahr zu Jahr meist unterschiedlich ist und auch stark von der Witterung des vergangenen Frühjahrs abhängt, gibt es doch meistens richtig Grund zur Freude. Völlig unterschiedliches Obst, das auch je nach Sorte früher oder später reif wird und wirklich unterschiedlich schmeckt. Und das kann man in dieser Vielfalt von Obst aus dem Discounter um die Ecke ja nicht so ohne Weiteres behaupten. Oder?
Wenn der Großteil der Früchte reif ist und schon teilweise von den Bäumen fällt, ist es Zeit an deren „Veredlung“ zu denken. Es wird gesammelt was das Zeug hält und kurz danach schon selbst gekeltert und in flüssiger Form in handliche Kartons voller wunderbarem Apfelsaft verfüllt. Dieser avancierte über die Jahre hinweg zum Verkaufsschlager des NABUs auf dem Weihnachtsmarkt der Gemeinde und ist auch eine dringend benötige Einnahmequelle der NABU Gruppe Büttelborn. Später im Herbst werden dann auch wieder die Rhönschafe auf der Wiese begrüßt, die sich dann wieder ihren „landschaftspflegerischen“ Aufgaben widmen dürfen. (ck 02.2019)